PM Stellungnahme zur Identifizierung und Rückgabe von 8000 menschlichen Gebeinen aus der Kolonialzeit

Berlin, 01.04.2015

Pressemitteillung des Kampagnenbündnisses „No Humboldt 21!“

Stellungnahme zur Identifizierung und Rückgabe von 8,000 menschlichen Gebeinen aus der Kolonialzeit durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Das transnationale Kampagnenbündnis „No Humboldt 21!“ begrüßt nachdrücklich den überfälligen Schritt der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sich endlich offen zur Rücknahme der umfangreichen „Schädel-Sammlung“ des einstigen Museums für Völkerkunde (heute Ethnologisches Museum) von der Charité in 2011 und zur Einhaltung internationaler Richtlinien im weiteren Umgang mit menschlichen Überresten zu bekennen.

Ebenso begrüßen wir die Absicht der SMB-SPK, vor jeder weiteren Forschung an außereuropäischen Gebeinen deren Erwerbsumstände und Herkunft möglichst genau zu klären und das Einverständnis der Nachfahren für den weiteren Verbleib der human remains in Berlin einzuholen. So heißt es in den am 26.3.2015 verfassten „Grundpositionen“ der Stiftung Preußischer Kulturbesitz:

„Sind menschliche Überreste einer bestimmten Herkunftsgesellschaft zuzuordnen, werden insbesondere die Wertvorstellungen dieser Gesellschaft in alle Überlegungen einbezogen. Soweit möglich wird Kontakt zu Vertretern dieser Herkunftsgesellschaft aufgenommen, um sie in Überlegungen zum Umgang mit den Überresten einzubinden.“

Das Kampagnenbündnis „No Humboldt 21!“ sieht die aktuelle Bereitschaft der SMB-SPK zur Repatriierung von menschlichen Gebeinen, die im kolonialen Unrechtskontext zu Tausenden angeeignet und zu rassistischen Forschungen nach Berlin verbracht wurden, auch als Erfolg seiner eigenen Aktivitäten. So fordert das Bündnis seit Juni 2013 mit Nachdruck einen transparenten und respektvollen Umgang mit angeeigneten Kulturschätzen und sterblichen Überresten ein. Erst im Dezember 2014 hatten die Organisationen belastbare Hinweise auf Kriegsbeute und auf Gebeine aus Togo, Kamerun, Tansania und Ruanda in der „Schädel-Sammlung“ der SMB-SPK vorgelegt.

Der tansanische Aktivist Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial sagt: „Das ist ein großer Tag: Nun besteht Aussicht, dass wir Wachagga – aber auch die Wahehe, Wangoni und Wangindo – unsere hier in Schuhkartons gelagerten, ermordeten Ahnen zurückführen und traditionsgemäß bestatten können! Die Herkunftsrecherchen – an denen auch Expertinnen aus Afrika beteiligt werden sollten – müssen sofort beginnen. Und wer weiß: Vielleicht werden wir ja eines Tages sogar gefragt, ob wir auch unsere entführten Throne, Schätze und heiligen Objekte wieder mit zurück in die Heimat nehmen wollen.“

SMB-SPK:„Grundpositionen der SPK zumUmgang mit menschlichen Überresten in den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin“: http://www.preussischer-kulturbesitz.de/fileadmin/user_upload/documents/mediathek/schwerpunkte/provenienz_eigentum/rp/150326_Grundhaltung_Human-Remains_dt.pdf

Kampagnenwebsite: https://www.no-humboldt21.de/

Kontakt: Mnyaka Sururu Mboro, 01601174528, buero[at]berlin-postkolonial.de