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No Humboldt 21!

Berlin Biennale-Kurator Juan A. Gaitán, Berlin 2014

Das Humboldt-Forum ist ein sehr ideologisches und sehr konservatives Projekt. Es ist Teil der Kulturindustrie und muss vor allem eine touristische Funktion erfüllen.

Es ist völlig absurd, dass man in einen Preußischen Palast gehen muss, um eine ethnografische Sammlung zu sehen. Ich kann mir im 21. Jahrhundert nichts Fehlgeleiteteres vorstellen als das.

Kwame Opoku, Vienna, 2013

There are by far better and more African art icons in Europe than in Africa itself. Those, including Africans, who want to study African art, need to go to Europe, to places such as the Ethnologisches Museum Berlin, to see the African icons. The West is not yet ready to return to Africa the symbols of power seized in colonial and imperialist wars. The West remains symbolically and factually the master of Africa and its destiny.

Asamblea Popular del Pueblo Juchiteco, Juchitán, Oaxaca, México, 2013

Indignante que en museos europeos existan piezas originales de nuestros pueblos, mientras que en nuestras ciudades y comunidades solo existan copias y a veces ni siquiera eso, Nosotros como Juchitecos y Juchitecas demandamos sean devueltas nuestras piezas originales a los pueblos de donde son originarios.

(Es ist empörend, dass in europäischen Museen Originalkunstwerke unserer Gesellschaften sind, während in unseren Städten und Gemeinden nur Kopien davon existieren und manchmal nicht einmal das. Wir als Frauen und Männer aus Juchitán fordern, dass unsere Originalkunstwerke an die Menschen und Gemeinschaften zurückgegeben werden, aus denen sie stammen.)

Quantic Association, Rumania, 2013

The Humboldt Forum would cover in glamour the crimes of colonialism. This is unacceptable both in the academia and civil society.

Ranjit Hoskoté, Berlin, 2010

It is important to renounce the idea that one can possess and control the world simply because one has the means of containing it within maps and measurements, an idea whose seed lies in the epic pioneering projects of exploration and taxonomy undertaken by Alexander von Humboldt.

 

Pro Humboldt 21!

Horst Bredekamp, Kunsthistoriker und Mitglied der Gründungsintendanz, 2015

Es ist ein Beirat um die Intendanz gewählt worden, der Vertreter aus den verschiedenen Erdteilen umfasst, sodass wir hier ein durchaus permanentes Gesprächsforum haben werden, in dem wir das gesamte Material und darüber hinaus besprechen. Es hat sich allerdings dabei auch gezeigt, dass die antieuropäische Wendung, die sich mit dem Kolonialismus verbindet, in den ehemaligen Kolonialländern gar nicht wertgeschätzt wird, weil wir argumentieren, wir wollen nicht das zweite Mal rhetorisch zu Opfern werden. Das ist die zweite Seite, die mitdiskutiert werden muss in diesem Rahmen. Und die dritte, dass Berlin darin ein Sonderfall ist, dass es große Bereiche der Sammlung zusammengebracht hat, bevor Berlin, Deutschland kolonial wurde, und die Urbestände gehen auf Leibnitz zurück, der nun ein Ziel hatte, die Wertschätzung von anderen Kulturen, vor allem China zu fördern und von anderen Kulturen auch zu lernen.

Volker Hassemer (CDU), Ex-Senator und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin, 2014

Es geht immer darum, wie wir die Dinge verändern können. So kam auch die Idee mit dem Nelson-Mandela-Platz vor dem Humboldt-Forum. Ich habe es mir da nicht leicht gemacht. Kaum ist einer gestorben, schon kommt der Vorschlag. Normalerweise mache ich so was nicht. Aber es gibt da dieses große Problem in der Wahrnehmung des Humboldt-Forums: Da denken sowohl die Politiker als auch die Bevölkerung zunächst immer zuerst an das Schloss. Das würde noch verstärkt werden, wenn der Platz davor weiter nur Schlossplatz heißt. Der Charakter, den das Humboldt-Forum haben muss, wäre mit Nelson-Mandela-Platz unübertrefflich gut beschrieben. Und die Gefährdung mit dem kolonialen Denken wäre widerlegt. Auch auf das Humboldt-Forum hätte ein solcher Vorplatz großen Einfluss.

André Schmitz, Berliner Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, 2013

Es kann (…) nicht generell unterstellt werden, dass alle Sammlungen aus anderen Kontinenten unrechtmäßig erworben wurden.

Die häufig wiedergegebene Haltung Alexander von Humboldts als Verfechter der kolonialen Ausbeutung beruht nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf Übersetzungsfehlern.

Das Konzept des Humboldt-Forums beabsichtigt die Überwindung einseitiger postkolonialer Vorstellungen, die die Museen in der Nachfolge des Kolonialismus ansiedeln und die nicht-europäische Welt nur als Opfer des Kolonialismus konstruieren und gerade so die koloniale Fragmentierung der Welt rekonstruieren.

Wolfgang Thierse (SPD), Vizepräsident des Deutschen Bundestages, 2013

Das British Museum ist ohne Zweifel ein Museum von Weltrang. Aber es ist ein Produkt der britischen Kolonialgeschichte. Das gilt für viele andere große Museen ebenso. Das Humboldt-Forum ist genau dies nicht. Ihm ist eine solche Last nicht aufgebürdet. Diese Freiheit sollten wir nutzen.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 2011

Zwar führte die Errichtung deutscher Kolonien in Afrika und in der Südsee zu einem stetigen Zustrom von Objekten aus diesen Weltgegenden, doch die Ausgewogenheit und Vollständigkeit der Berliner Bestände geht auf ein einmaliges und weltweit verzweigtes Netz von Sammlern und Ankäufern zurück, das Bastian aufgebaut hatte. Damals entstand das wissenschaftliche Fundament des Ethnologischen Museums in Berlin, und es entstand auf legale Weise. Die Berliner Museen sind deshalb rechtmäßige Besitzer ihrer Bestände.