Die (Nicht)Präsenz des Weißseins im Museum

 

H21_Piesche Flyer

„Die (Nicht)Präsenz des Weißseins im Museum“
Dialogforum mit Peggy Piesche,
Freitag, 6. Dezember 2013, 19.00 Uhr, August-Bebel-Institut

Am Freitag, den 6. Dezember um 19 Uhr lädt AfricAvenir im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚Dekoloniale Einwände zum Humboldt-Forum‘ zum Dialogforum mit der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Peggy Piesche. Unter dem Titel ‚Die (Nicht)Präsenz des Weißseins im Museum‘ wird sie die Rolle europäischer Museen bei der Entstehung kolonialrassistischer Vorstellungen aufzeigen. Während in Berlins Mitte mit dem Humboldt-Forum ein Museum entsteht, dass „Wissen über die Welt“ vermitteln soll, wird bei dieser Veranstaltung die Frage gestellt, wie Deutschlands Kultur dekolonialisiert werden kann.
Die bis dato vorgestellten Konzeptionen der Ausstellungen im rekonstruierten Berliner Schloss bemühen den Rekurs auf „Wunderkammern“, in denen „Raritäten“ und „Kuriositäten“ gesammelt und ausgestellt wurden. Diese Sammlungen entstanden in der frühen Neuzeit in den königlichen Gebäuden. Sie dienten nicht nur der Repräsentation von royaler Macht und Weltgeltung, sie waren auch der Ausgangspunkt einer Wissenschaft, die das Universum verstehen und repräsentieren sollte. Die am Planungsprozess beteiligten Institutionen wünschen nun, dass das Humboldt-Forum in Zukunft diese „Funktionen des alten Schlosses auf[greifen] und sie im modernen Sinne weiter[entwickeln]“ soll.

Die Zukunftsfähigkeit solcher musealer Konzepte ist aber höchst umstritten. Denn diese Museen waren nicht nur als öffentliche Schatztruhen von Imperien Komplizen der Macht, sondern gerade die Wissenschaft hatte einen aktiven Anteil an der Formierung des kolonialen Blicks auf die ‚Anderen‘. Nicht-europäische Menschen treten hier nur als statische Objekte ohne eigene Geschichte auf. So werden sie in die Rolle von Amateuren und Betroffenen verwiesen. Die weiße deutsche MuseumsbesucherIn aber soll sich in diesen Räumen als EntdeckerIn fühlen, der die Vielzahl der Kunst- und Kulturobjekte zur freien Kontemplation zur Verfügung steht. Um diese Art der Wissensproduktion und –vermittlung zu verhindern, muss die Form des Museums und die Präsentation der Gegenstände kritisch hinterfragt werden. Dabei gilt es darauf zu achten, wer hier seine Geschichte erzählt, und an wen diese Geschichte gerichtet ist.

Peggy Piesche hat in vielfältigen Publikationen, Artikeln und Vorträgen die Formierung rassifizierter Subjekte durch Blicke und Bilder analysiert. Sie stellte heraus, wie die Herstellung einer weißen Normalität in Abgrenzung zu Schwarzer ‚Andersartigkeit‘ als Machtinstrument funktioniert, das migrantische-diasporische und Schwarze Subjektivitäten negiert und marginalisiert. In dieser Veranstaltung wird sie aufzeigen, welche Rolle Museen bis heute dabei spielen und bestimmt so den kritischen Horizont für eine dekolonialisierte deutsche Kultur.

Peggy Piesche
ist eine Schwarze deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, geboren und aufgewachsen in der DDR. Sie publizierte zu Rassifizierungen und Schwarzen Images, Kolonialgeschichte und kollektiver Erinnerung. Piesche íst u.a. Herausgeberin von Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Seit Juli 2013 unterrichtet sie an der Academy of Advanced African Studies der Univerität Bayreuth mit Forschungsschwerpunk Future Africa and Digital Diaspora.

Freitag, 6. Dezember
19.00 Uhr
August-Bebel-Institut
Müllerstr.163
13353 Berlin
S/U Wedding (Ringbahn, U6, Bus 120)

In Kooperation mit dem August-Bebel-Institut, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. und ADEFRA e.V.

mit freundlicher Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin.